Nordische Literaturtage – Tag 2 - Literaturhaus Hamburg
NORDISCHE LITERATURTAGE 2025
Festivaltag 2: Susanna Hast (FI), Cecilie Lind (DK), Katja Kettu (FI)
18.30 Uhr – SUSANNA HAST (FI)
»Ich wusste, dass etwas passiert war. Ich wusste nur nicht, wie man davon erzählt.« Von diesem Punkt aus entfaltet sich bei Susanna Hast eine radikale Spurensuche: Eine Frau kehrt Jahrzehnte später an die Orte ihrer Kindheit zurück – Klinik, Keller, Flussinsel – und versucht zu finden, was verdrängt wurde. Der Roman »Beweiskörper« (Edition Nautilus; Übersetzung: Tanja Küddelsmann) wird zu einer Ermittlung in eigener Sache, in der sich Erinnerung, Scham und Selbstbefra gung überlagern. In einem Genrehybrid aus Memoir, Essay und Roman schreibt Susanna Hast über sexuelle Gewalt, Trauma und Zeuginnenschaft, über Schuld und die Rolle der Sprache. »Beweiskörper« ist ein feministischer Text, der nicht versöhnen will, sondern erzählen muss. In Finnland wurde er mit dem Helsingin SanomatPreis für das beste Debüt ausgezeichnet.
Susanna Hast, Schriftstellerin, Musikerin und Forscherin, promovierte in International Relations und lehrt heute künstlerische Forschung an der Theaterakademie Helsinki. In ihren Arbeiten untersucht sie den Körper im Kontext von Krieg, Tanz und Sprache – sowie die Frage, wie sich Gewalt erzählen lässt, ohne sie zu wiederholen.
Moderation (finnisch/deutsch): Tanja Küddelsmann
***
19.30 Uhr – CECILIE LIND (DK)
Eine Auseinandersetzung mit weiblicher Sozialisation im Patriarchat in poetischer, heftiger, »herrlich unerhörter Sprache« (»Die Zeit«) ist Cecilie Linds Roman »Mädchentier« (März Verlag; Übersetzung: Alexander Sitzmann). Sara, 13 Jahre alt, kann die Erwartungen ihrer Mutter nicht erfüllen, ihr Vater ist auf tragische Weise gestorben. Die Beziehung zu ihrer besten Freundin Rosa wird von Konkurrenz und Faszination fragil zusammengehalten – stärker, schöner, dürrer. Gleichzeitig verliert sie sich in einem Verhältnis mit dem Priester Dario und später mit Rosas Vater. Das Mädchentier – eine Referenz an Tove Ditlevsen – ist ein Wesen mit verspielter Unschuld und wachsender Sexualität, entfremdet und besessen vom eigenen Körper, zwischen Selbstbestimmung und Selbstaufgabe. Dabei geht der Roman weit über die Erkundung der Grenzen von Macht und Körperlichkeit hinaus und stellt zeitlose Fragen wie: Was bedeutet es, die Kontrolle zu haben – oder sie aufzugeben? Cecilie Lind, bisher vor allem als eine der großen lyrischen Stimmen ihrer Generation bekannt, sorgte mit diesem Roman in Dänemark für Aufsehen.
Moderation (dänisch/deutsch): Flora Fink
***
20.30 Uhr – KATJA KETTU (FI)
In einem Geflecht aus magischem Realismus, autofiktionalen Elementen und historischer Recherche verwebt Katja Kettu im Roman »Forschungen einer Katze« (weissbooks; Übersetzung: Tanja Küddelsmann) ihre Familiengeschichte mit Fragen nach Verlust und Selbstermächtigung.
Nach einer Fehlgeburt verliert eine Schriftstellerin das Sprechen und Schreiben – und damit die Ordnung der Welt. Hilfe naht, doch nicht wie erwartet: Ein Geistwesen verfehlt seine Mission und findet sich als Katze im ländlichen Finnland des frühen 20. Jahrhunderts wieder. Dazu taucht das Tagebuch der Urgroßmutter auf. Eine verrückte, magische Reise beginnt: über weibliche Verletzlichkeit und Widerstandskraft, über die Grenzlinien zwischen Zeiten und Körpern, zwischen Helsinki und der sowjetischen Grenze, zwischen persönlicher Katastrophe und historischem Umbruch. Der Roman »ist wie ein Tornado, der einen mitreißt und voller Staunen zurücklässt über das, was man gerade erlebt hat«, schreibt die Zeitung »Helsingin Sanomat«. Katja Kettu aus dem nordfinnischen Rovaniemi gilt als eine der eigenwilligsten Stimmen der finnischen Gegenwartsliteratur.
Moderation (finnisch/deutsch): Tanja Küddelsmann
Die Nordischen Literaturtage 2025 finden mit freundlicher Unterstützung der Behörde für Kultur und Medien Hamburg, der Kulturinstitute und Botschaften der nordischen Länder, der Kunst- und Literaturstiftung Petra und K.-H. Zillmer unter dem Dach der Hamburgischen Kulturstiftung, der Hapag-Lloyd Stiftung und weiteren Sponsoren und Förderern statt.
Ermäßigung
Ermäßigungsberechtigt sind neben Mitgliedern des Literaturhaus-Vereins: Schüler, Studierende, Schwerbehinderte, Sozialhilfeempfänger und Arbeitssuchende sowie Inhaber der Hamburger Engagementkarte. Für Menschen, die finanziell benachteiligt sind, steht an jedem Abend ein Kontingent an Plustickets zur Verfügung. Buchung: 040.22 70 20 14 oder per E-Mail an tickets@literaturhaushamburg.de. Das Plusticket wird an der Abendkasse hinterlegt. Dort wird nicht ersichtlich, ob Sie ein Plusticket oder ein anderes Ticket abholen. Nachweise sind nicht erforderlich. Wir setzen auf Selbsteinschätzung in einem solidarischen Miteinander.
Zusätzliche Informationen
Einlass ab 17:30 Uhr / Barbetrieb durch das Literaturhauscafé
Termine Nordische Literaturtage – Tag 2
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